Haus des Schreckens und der Stille

by Ola.Reppich
Haus des Schreckens und der Stille

Im 2. Schulhalbjahr führte der Wahlpflichtkurs I in Politischer Bildung ein Projekt zur Thematik „Staatssicherheitsdienst der DDR“ durch. Nach umfangreichen Informationen zu Struktur des MfS, hauptamtlichen und inoffiziellen Mitarbeitern (IM) und den Mitteln und Methoden, wurden anhand von aufbereiteten Originalaktenauszügen die Fallbeispiele IM „Marc“ und „Anarchist“ in Arbeitsgruppen studiert. Dabei stellte sich den Schülerinnen und Schüler immer wieder die Frage nach rechtsstaatlichen Prinzipien. Allein die politischen Straftatbestände aus dem Strafgesetzbuch der DDR mit ihren hohen Strafmaßen sind unvorstellbar. Zum Abschluss des Aktenstudiums wurden die Arbeitsergebnisse präsentiert und diskutiert. Für das Projekt gibt es durch die Stasi-Unterlagenbehörde BStU für den Unterricht erstellte Materialien, die DVD „Feindbilder“ mit Schulungsfilmen des MfS und nicht zuletzt den Spielfilm „Das Leben der Anderen“. Zum Abschluss des Projektes besuchte der Kurs die „Gedenkstätte Lindenstraße“ in Potsdam. Während der Führung erfuhren wir, welchen Zweck dieses Gebäude in verschiedenen Zeiten hatte. Gebaut als normales Gefängnis, begann der Missbrauch spätestens in der NS-Zeit mit dem sogenannten „Erbgesundheitsgericht“ zur Umsetzung der unsäglichen Nürnberger Rassegesetze. Nach 1945 nutzte der sowjetische Geheimdienst NKWD das Gebäude, um vermeintliche Gegner des sich in der DDR aufbauenden Sowjetsystems aus dem Verkehr zu ziehen. Nach willkürlichen Verhaftungen und unmenschlichen Haftbedingungen endete für viele der Weg im russischen Straflager Workuta oder mit der Vollstreckung der Todesstrafe in Moskau. Nahtlos übernahm dann das MfS die Anlagen. Auch hier ging es vornehmlich darum, politische Gegner auszuschalten. Die Inhaftierten, die ihren momentanen Aufenthaltsort nicht kannten, wurden mit perfiden psychischen Gewaltmethoden konfrontiert, um sie zu Geständnissen zu bringen. Unvorstellbar, all das im Zentrum von Potsdam, wo keine hundert Meter entfernt schon immer das zivile Leben in der Hauptgeschäftsstraße pulsierte. Nach den vielen Schreckensjahren ist dieses Haus ein zeithistorischer Ort der Stille, des Gedenkens und der Mahnung geworden.