Bericht einer Schülerin aus der 8c:
Ich bin Charlotte, 13 Jahre alt und gehe derzeit in die 8. Klasse. Die letzten Jahre habe ich, durch den Beruf
meiner Eltern, viel im Ausland gelebt, u.a. in Russland, Tschechien und Südafrika. Als ich im letzten Jahr auf das MCG kam, war für mich sofort klar, am Schüleraustausch nach La Réunion teilzunehmen. Zum einen wegen meiner unbestreitbaren Abenteuerlust, vor allem aber wegen der Sprache. Da ich jedoch neu an der Schule war, war es lange Zeit ungewiss, ob dies überhaupt möglich war…Ich hatte großes Glück, ich stand auf der Nachrückliste ganz oben…
Am meisten freute ich mich auf die Sonne und das Meer. Natürlich war ich vor meiner Abreise total aufgeregt, wer war das nicht? Aber eher so wie kurz vor einer Achterbahnfahrt, also eine glückliche Aufgeregtheit. Die Angst vor Heimweh war zu Beginn der Reise groß: Werde ich meine Familie vermissen? Wie wird meine Gastfamilie reagieren? Viele Fragen gingen mir durch den Kopf. Ich liebe Abenteuer und mit La Réunion stürzte ich mich kopfüber in ein neues.
Was packt man in den Koffer, wenn man nach La Réunion geht? Badesachen, Sonnencreme, Kamera… Und Wanderschuhe! Das ist ein „Must-Have“, wenn man die Insel erkunden will (Flip Flops sind dafür denkbar ungeeignet).
La Réunion ist eine kleine Insel 700 km östlich von Madagaskar. Sie gehört offiziell zu Frankreich, es wird mit Euro bezahlt. Die Insel hat ca. 830000 Einwohner und ist eine Vulkaninsel, dessen höchster Gipfel 3070
Meter hoch ist.




La Reunion lebt von der Vielfalt, die man am besten beim Wandern und bei Sparziergängen in die Natur entdeckt. Aber auch die Besuche verschiedener religiöser Stätten gaben uns einen Einblick in die kulturelle Vielfalt der Insel. Während des Austausches zelteten wir unter anderem auf dem Berg Dimitile (ein ehemaliger Zufluchtsort von Sklaven). Vormittags war der Himmel noch fast strahlend blau und sollte erst zum Mittag hin zuziehen. In der Hitze, die auch noch oben zu spüren ist, sind wir also los gewandert und kurz darauf habe ich bemerkt, dass ich meine Jacke völlig umsonst mitschleppe. Oben angekommen, blieb mir dann aber erst einmal die Luft weg: Willkommen im Märchenland! Diese Aussicht ist viel zu schön um wahr zu sein. Diese Aussicht auf den Vulkan und die Berge drumherum mit den Straßen und Flüssen, die sich durch die Täler winden. Diese Aussicht auf… Grün! In der Nacht stellten wir dann jedoch alle schnell fest, dass eine Jacke mehr gut gewesen wäre… 🙂


Auf einer Insel mitten im indischen Ozean mit strahlend weißen Sandstränden und haufenweise Palmen darf eins natürlich nicht fehlen: Schildkröten! Genauer gesagt: Wasserschildkröten. Diese sind allerdings vom Aussterben bedroht und deshalb kaum in der Natur aufzufinden. Aus diesem Grund gibt es in Kelonia eine Art Aufzuchtstation für Schildkröten und genau da war ich ! Besucher haben die Möglichkeit, mehrere Becken anzuschauen. Dabei kann man die Schildkröten ganz aus der Nähe sehen und bestaunen. Die Besichtigung war total klasse, ich habe diesen Tag sehr genossen. Wann hat man schon die Gelegenheit, Schildkröten und so schöne Fische aus nächster Nähe zu bestaunen?
Auf La Reunion gibt es drei große Dinge: Schule, Familie und Essen. Die Schule nimmt so ziemlich den ganzen Tag ein in La Réunion, für die meisten eine Horrorvorstellung. Ich fände es aber eigentlich super. Aufgrund der Vielzahl an Ausflügen nahmen wir jedoch nur 2 Tage am regulären Unterricht teil. Und schnell wurde allen klar: Schule funktioniert hier anders. Der Schlüssel ist einfach: offen sein für alles und jeden und sich auch mal mit Leuten zu unterhalten, mit denen man normalerweise nicht viel macht.
Der Erziehungsstil meiner Gasteltern war eher traditionell konservativ. Diskussionen um die strengen Regeln meiner Gasteltern waren unerwünscht und wurden von mir dadurch gar nicht erst angefangen. So verstand ich mich sehr gut mit meinen Gasteltern und ich merkte, dass es für mich kein Problem war, mal für einige Zeit meine Bedürfnisse etwas zurückzustellen.
Gemeinsames Essen ist ein wichtiger Bestandteil auf La Reunion. Die Familien essen viel und lange. Es variiert natürlich je nach Familie, was aber wohl in jeder Familie übereinstimmt ist, dass man mittags und abends warm isst. Da man mittags in der Kantine der Schule isst, ist das Abendessen die wichtigste Mahlzeit in einer Familie, wo alle zusammenkommen und von ihrem Tag erzählen. Es gibt erst die Mahlzeit, danach Käse oder Joghurt, je nach Familie das Dessert und zum Schluss das Obst. Handy am Essenstisch ist ein absolutes No-Go und es wird auch immer gewartet, bis jeder zu Ende gegessen hat. Aus dem allem resultiert, dass man auch schon mal um die zwei Stunden am Esstisch sitzt. Diese gemeinsame Zeit mit der Familie ist etwas Besonderes.
Was ich vom Schüleraustausch und der Insel persönlich mitgenommen habe?
Dass ich mich sehr viel mehr für die französische Sprache interessiere. Ich habe die Eindrücke der Kultur mitgenommen und die Erfahrung, zwei Wochen ohne meine Familie zu leben, egal ob Sprachbarrieren bestehen. Einen Teil der Lebenseinstellung von dort habe ich mir bewahrt und auch die Toleranz sowie die Fähigkeit, auf sich alleine gestellt zu sein. Und letztendlich habe ich eine zweite Familie gefunden. Der Schüleraustausch nach La Réunion war für mich ein absolutes Erlebnis und ich werde auf jeden Fall noch einen mitmachen, sollte ich diese Möglichkeit noch einmal bekommen. Der Abschied nach 20 Tagen war für alle Schüler sehr tränenreich. La Réunion: Wir kommen wieder!
Ich kann nur jedem empfehlen, werft eure Sorgen und Ängste über Bord und verpasst nicht eine so aufregende und tolle Zeit mit einer tollen Truppe und tollen Lehrern, die das alles für uns ermöglicht haben.
Herzlichen Dank für eine unvergessliche Zeit… 